1972 schloss sich eine Gruppe ehemaliger Häftlinge mit Unterstützung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN/BdA) zu einer Lagergemeinschaft zusammen. Hierdurch wurde das KZ Osthofen zum ersten Mal wieder in das Gedächtnis der Öffentlichkeit gerückt.
Mit einer Kundgebung am 27. Mai 1972 vor dem Gebäude des früheren Konzentrationslagers wollten die ehemaligen Häftlinge daran erinnern, was dort geschehen war. Die Initiative stieß jedoch auf Widerstand, vor allem bei der Bevölkerung vor Ort. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir hier vorm Tor standen und als Nestbeschmutzer beschimpft wurden“, sagt Philipp Wahl, ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Osthofen. In Osthofen wollte man nicht an die besondere Vergangenheit der Fabrikanlage erinnert werden, die man so erfolgreich fast vierzig Jahre lang verdrängt hatte.
Nach langem Ringen mit dem damaligen Besitzer des Gebäudes wurde der Lagergemeinschaft 1978 erlaubt, eine Gedenktafel anzubringen. Die 50 mal 50 Zentimeter große Bronzetafel durfte an der Außenmauer, für Passanten kaum sichtbar, angebracht werden. Sie wurde am 18.11.1978 enthüllt.
Danach geriet das KZ Osthofen wieder in Vergessenheit - bis im Jahr 1982 die DGB-Jugend aus Rheinland-Pfalz und Hessen die Initiative ergriff und eine erste Friedensfahrt nach Osthofen veranstaltete, um an das Lager zu erinnern. Weitere Friedensfahrten folgten 1983 und 1984. Im gleichen Jahr wurde auch eine andere Institution für die Erhaltung des ehemaligen Konzentrationslagers Osthofen tätig. Der „Bund für Umwelt und Naturschutz“ (BUND) Rheinland-Pfalz beantragte am 26. Oktober 1982 bei der Kreisverwaltung des Landkreises Alzey-Worms die Unterschutzstellung der Gebäude des ehemaligen Konzentrationslagers Osthofen und löste damit ein jahrelanges Ringen zwischen den Denkmalschutzbehörden, der Stadt, dem Besitzer und der beantragenden Vereinigung aus. Erst sieben Jahre später, am 27. September 1989 wurde das Gebäude endgültig unter Denkmalschutz gestellt. Die Auseinandersetzung um die Unterschutzstellung des Gebäudes in Osthofen zeigt die damalige Problematik vor Ort sehr deutlich. Nach Schließung des Lagers war mit der Einrichtung einer Möbelfabrik schnell wieder Normalität eingekehrt, die man in Osthofen ungern wieder aufgeben wollte. Die Osthofener fürchteten, die Bemühungen um die Aufrechterhaltung der Erinnerungen an das Lager und noch mehr die Errichtung eines Mahnmals bzw. einer Gedenkstätte würden in eine Anklage der Ortsansässigen einmünden und sie für das dort Geschehene verantwortlich machen. Dagegen richtete sich erheblicher Widerstand. Es sollte die Aufgabe der nächsten Jahre werden, durch Aufklärung und sachliche Argumentation diese Widerstände und Ängste abzubauen. Um noch stärker auf das in Osthofen Geschehene aufmerksam zu machen, ergriff die Gewerkschaftsjugend Rheinland-Pfalz gemeinsam mit der DGB-Jugend Hessen bereits im Sommer 1983 die Initiative, Geld für einen Gedenkstein in Osthofen zu sammeln. Beide Organisationen hielten die kleine, von der Lagergemeinschaft ehemaliger Insassen angebrachte Gedenktafel an der Außenmauer nicht für ausreichend, um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Osthofen aufrecht zu erhalten. In Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft Bau-Steine-Erden wurde mit der Handelskammer Rheinhessen vereinbart, dass dieser Gedenkstein von den Steinmetzlehrlingen der überbetrieblichen Ausbildungswerkstätte der Handwerkskammer in Mainz-Hechtsheim im Rahmen ihrer Ausbildung erstellt werden sollte. Die Errichtung eines solchen Steines scheiterte letztendlich an Differenzen zwischen der Stadtverwaltung und der DGB-Jugend um Form und Standort, die nicht beseitigt werden konnten.
Im Jahr 1984 trat neben den DGB und den BUND eine dritte Vereinigung, die sich für die Erhaltung des ehemaligen Konzentrationslagers Osthofen und die Dokumentation seiner Geschichte interessierte und engagierte: der Christliche Friedensdienst (cfd). Diese in Frankfurt/Main ansässige Organisation trug sich mit dem Gedanken, Grundstück und Gebäude des ehemaligen Konzentrationslagers in Osthofen käuflich zu erwerben, um dort einen Ort für Work-Camps, eine Dokumentations- und Begegnungsstätte und eine Ausbildungswerkstatt für arbeitslose Jugendliche zu schaffen. Außerdem suchte man von Frankfurt aus Unterstützung vor Ort und nahm daher Kontakt zur Evangelischen Kirchengemeinde in Osthofen auf. Prinzipiell war diese zur Mitarbeit am „Projekt Osthofen“ bereit. Auf Einladung der Gemeinde fanden sich in Osthofen am 21. November 1984 Interessierte zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung ein. Referent war der Mainzer Kulturdezernent Anton M. Keim, der auf die Geschichte und Bedeutung des KZ Osthofen aufmerksam machte. Osthofener Bürger stellten ihre Befürchtungen im Hinblick auf die Aufarbeitung der Geschichte des Lagers dar. Kontrovers wurde das Thema diskutiert, der Christliche Friedensdienst stellte seinen Plan zur zukünftigen Nutzung des Gebäudes und Geländes vor. Die Veranstaltung machte deutlich, dass noch viele Gespräche notwendig waren, um von den verschiedenen Standpunkten aus auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
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